So ich geb mal die Aktuellen News

zu den Auswirkungen von "Kyrill"

im MK bekannt

Fotostrecke: Die Spuren des Orkans in Iserlohn, Letmathe und Hemer

       Verheerende Schäden

Vor allem im Wald hat der Orkan "Kyrill"

verheerende Schäden angerichtet.

Ganze Bergkuppen wurden in Iserlohn und Umgebung

in der Nacht zu Freitag regelrecht abrasiert.

Direkt am Freitagmorgen begannen so wie hier im Lägertal,

wo die Straße nach Kesbern über Stunden nicht passierbar war,

 die Aufräumarbeiten. Bis alle Waldwege wieder begehbar sind,

kann es noch Wochen dauern. Bis dahin rät die Stadt,

von Waldspaziergängen abzusehen.

Iserlohn

Alle gegen "Kyrill"

Iserlohn. (B.Ü./rd) Das Unwetter hat am Donnerstag das Leben in der Stadt bestimmt. Zu mehr als 300 Einsätzen rückten die Rettungskräfte aus – Orkan "Kyrill" und die Folgen.

200 Einsatzkräfte von Feuerwehr, DRK und THW waren ständig im Dienst. "Dennoch mussten wir viele Sachen zurückstellen, um die wir uns erst heute kümmern können", sagt Feuerwehr-Chef Christian Eichhorn. Quer durch das Stadtgebiet jagten die Einsatzkräfte, besonders kritische Bereiche waren In der Läger, Kesbern, Alte Poststraße und Rote Hausstraße und Sümmern. In der Straße Auf dem Winkel fiel ein Baum auf ein Mehrfamilienhaus, in Hennen landete ein Baum auf einem Einfamilienhaus – außerdem deckte der Orkan das Dach am Hansa-Center in der Hansaallee ab. Eine Birke fiel schon am frühen Nachmittag gegen 13.30 Uhr am Auerweg quer über die Straße. Glück für die Anwohner – er landete auf einem anderen Baum.

Der Sturmweg im Bergdorf Kesbern machte seinem Namen alle Ehre: "Kyrill" zerstörte das Gewächshaus der Familie Maslonke. Bei den Nachbarn brachen die Pfannen vom Dach.

Um Herr über die Einsätze zu bleiben, hatte Feuerwehr-Chef Christian Eichhorn bereits in den vergangenen Tagen das Personal in der Nachrichtenzentrale an der Dortmunder Straße wohlwissend aufgestockt. Wo sonst zwei Fachkräfte ihren Dienst versehen, waren es am Donnerstag acht Kräfte, die Anrufe in der Leitstelle entgegennahmen.

Folgende Straßen sind laut Feuerwehr und Polizei vor allem wegen der entwurzelten Bäume wohl noch bis heute Morgen gesperrt: Grüner Talstraße, Eichelberger Straße, Obere Mühle, Marienbrunner Weg, Immermannstraße, Leckingser Straße und Schirrnbergstraße.

"Die Stadt sieht aus wie eine Müllhalde. Mülltonnen sind umgekippt, Container aufgegangen, Tannenbäume fliegen einem entgegen", schildert Feuerwehr-Pressesprecher Ralf Schulte. Schon am frühen Nachmittag waren viele Iserlohner lieber zu Hause geblieben, als in der Innenstadt einzukaufen. Nur am Vormittag trauten sich mehr Passanten in die Innenstadt. Neben Lebensmitteln waren vor allem Taschenlampen, Batterien und Hauskerzen gefragt. Doch wer nicht wirklich musste, verbrachte den Tag in den eigenen vier Wänden. Geschäfte schlossen wegen des Orkans früher – wie die "Boutique Bijou" (14 Uhr) oder das Schuhhaus Heller (14.30 Uhr). In anderen Läden schauten die Verkäufer gelangweilt aus dem Fenster; manchmal kam über Stunden kein Kunde. "Viele Menschen haben ihre Einkäufe auf Freitag verschoben", bestätigte Karstadt-Chef Peter Skuthan. Bei Ärzten meldeten sich Patienten reihenweise ab und baten um neue Termine.

Arbeitgeber reagierten auf das Unwetter unterschiedlich. Die Mitarbeiter des Finanzamtes durften um 12 Uhr nach Hause, im Rathaus lief der Dienstbetrieb normal, beim Kreis war es den Beschäftigten freigestellt, den Heimweg früher anzutreten.

"Es ist unglaublich. Aber bei Unwetter springen viele Fruchtblasen und die Wehen setzen ein", erklärte Dr. Hisham Ashour. Der Chefarzt des Ev. Krankenhauses Bethanien konnte wieder beobachten, dass der Wetterwechsel für deutlich mehr Arbeit im Kreißsaal sorgt. "Bei Vollmond ist das ähnlich. Eine Erklärung gibt es aber nicht. Der Organismus wird einfach unruhig", so Dr. Hisham Ashour zur Heimatzeitung.

18.01.2007  

Hemer

Hemer. Riesige Fichten durchschlugen Dachsparren, demolierten Autos und das Boot, ein ganzer Wald wurde in der Ihmerter Rottmecke umgeweht und mittendrin vier Wohnhäuser. "Wir haben Todesängste ausgestanden", erinnert sich Lucia Schmerenbeck an die Orkannacht.

Die Rottmecke war ein Ortsteil, der über Nacht für die Feuerwehr unerreichbar war. Immer wieder kippten Fichten auf die Zufahrt, drohten die Retter zu erschlagen. Die Anwohner flüchteten in die Keller, abgeschnitten von der Außenwelt. Immer wieder hörten sie das Krachen der Bäume. So erging es auch Brockhausen, Stephanopel und einigen Gehöften. Orkan Kyrill war eine Katastrophe für Hemer, vor allem für die Wälder.

Der Morgen danach: eine Atempause war den Feuerwehrleuten nicht gegönnt. Immer wieder heulten die Sirenen, eilten Löschwagen durch die Stadt. In der Nacht hatte die Feuerwehr in Ihmert und Frönsberg die Sägearbeiten einstellen müssen, um das Leben der Einsatzkräfte nicht zu gefährden. Am Morgen wurden alle Kräfte alarmiert, um die Straßen frei zu räumen. Bis Mittag war das weitestgehend gelungen. Radlader und Trecker wurden eingesetzt.

Eine erste Zwischenbilanz zogen Bürgermeister Michael Esken und Feuerwehrchef Dieter Tönnes am Morgen: 180 Feuerwehrleute waren bis dahin im Einsatz. Die Notrufe kamen in der Nacht im Sekundentakt. "Die Feuerwehr hat bis zur Erschöpfungsgrenze gearbeitet", so der Bürgermeister. Er dankt allen Kräften für ihren Einsatz. Bis zum Nachmittag wurden 171 Alarmierungen gezählt. Bäume auf Fahrbahnen, beschädigte Dächer, herabstürzende Dachteile, überflutete Straßen machten den Großteil aus.

Es grenzt an ein Wunder, dass bei dieser Bilanz keine Bürger verletzt wurden. Wohl aber ist ein verletzter Feuerwehrmann zu beklagen (wir berichteten). Er wurde beim Freischneiden im Stephanopeler Tal von einem neu umstürzenden Baum getroffen. Einen ausgekugelten Arm und Prellungen zog sich der Freiwillige zu.

Verheerend sieht es in den Wäldern aus. Manch ein Waldbesitzer blickte gestern mit Tränen in den Augen auf die Reste seiner jahrzehntelangen Arbeit. Wie Streichhölzer knickte Orkan Kyrill vor allem Fichten um. Ganze Bergkuppen sind kahl gefegt. In Frönsberg, auf dem Sülberger Kopp, auf der Beckscheide, auf der Hochgiebel oder der Schrägen Egge kippten riesige Flächen. "Die ganze Horizontlinie hat sich verändert, es ist verheerend", berichtet Henning Edelhoff von der Forstbetriebsgemeinschaft Unteres Hönnetal. Es werde über ein Jahr dauern, bis die Schäden beseitigt seien.

Förster Peter Borghoff besah sich die Schäden in Ihmert. Allein in seinem Bezirk Iserlohn/ Ihmert könnten bis zu 200000 Festmeter durch den Orkan gefällt worden sein. Das entspräche dem regulären Holzeinschlag von über 13 Jahren. Für manche Waldbauern könnte das den Ruin bedeuten, befürchtet er. Er warnt alle Bürger eindringlich, die Wälder nicht zu betreten. Viele Bäume drohten noch zu kippen, es bestehe Lebensgefahr!

Zu den Schäden im Wald kommen die zahlreichen entwurzelten innerstädtischen Bäume. Auch im Friedenspark hielten alte Buchen dem Orkan nicht stand.

Verheerend ist die Bilanz der Versicherer, bei denen die Telefone nicht stillstanden. Allein die Provinzial Hennemann verzeichnete in den ersten drei Stunden 250 Schadensmeldungen. Jedes dritte Haus in Deilinghofen sei wahrscheinlich betroffen, schätzte Henning Edelhoff von der LVM.

Um Schadensbeseitigung bemühten sich die Dachdecker. "So schlimm habe ich es noch nicht erlebt", berichtete Christel Klasing. Halbe Dächer seien weggeweht worden. Auch in der Dachdeckerei Mauck und Lange herrschte Hochbetrieb. Abgewehte Dachziegel und Firstpfannen waren die häufigsten Schäden. In einem Haus sei ein ganzer Kamin eingestürzt. Die Dachdecker werden auch am Wochenende Schäden beseitigen.

19.01.2007  

Quelle: IKZ